Konzertreise nach Estland
Vom 18. – 27. Mai 2002
Die Harmonikafreunde waren wieder mal in der Welt unterwegs! Nach erfolgreichen Konzertreisen in Schweden und den USA war diesmal Estland an der Reihe. 27 Harmonikaner machten sich für 10 Tage auf, um die baltische Perle kennenzulernen.
Die Reise beginnt am Samstag, den 18. Mai 2002. Die Instrumente sind schon vor einer Woche per Luftfracht auf den Weg geschickt worden. Früh morgens treffen sich alle Teilnehmer auf dem Stuttgarter Flughafen, um die Reise nach Estland mit dem Flugzeug anzutreten. Nach einem Zwischenstopp in Kopenhagen erreicht die Gruppe Tallinn, die Hauptstadt von Estland, die uns bei 12°C einen kühlen Empfang bereitet. Mit dem Bus geht es weiter in das 140 km entfernte Pärnu, dort wird die Gruppe auf zwei Hotels verteilt. Am Abend findet in der Schule für Kunst und Musik der Stadt exklusiv für die Harmonikafreunde ein professionelles Folklorefest statt, an dem zum ersten Mal estnische Kultur geschnuppert wird.
Am nächsten Tag ist das Wetter sonnig, aber die Luft noch sehr kühl. Auf dem Programm steht der Besuch des Marktes, auf dem nicht nur estnische Waren angeboten werden – der westliche Einfluss ist auch hier zu spüren, wenngleich die Armut manchen Menschen doch anzusehen ist.
Auf Einladung der Stadt Pärnu findet das Mittagessen in einer ehemaligen Poststation statt, die heute ein Restaurant beherbergt, in dem auch typisch russisch gegessen werden kann. Wie überall, sind alle Speisen hervorragend und schmackhaft zubereitet.
Da es kleine Schwierigkeiten mit der Übernahme der Instrumente gibt, findet an diesem Abend das erste Konzert mit geliehenen Instrumenten statt, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Nach dem Auftritt der Harmonikafreunde weitet sich das Fest zur Tanzveranstaltung aus, der Austausch der Kulturen ist in vollen Gange. Beim gemeinsamen „Schneewalzer“, der zusammen mit einem hiesigen Akkordeon-Club gespielt wird, brechen auch die letzten Schranken.
Die Besichtigung der Hauptstadt Tallinn steht am dritten Tag auf dem Plan. Die historische Innenstadt ist sehenswert, und als die Gruppe auf dem Marktplatz steht, gibt Corinna May im Rahmen des Grand Prix d’Eurovision de la Chanson gerade ein Interview. Einige Harmonikafreunde lassen sich mit ihr fotografieren; leider bringt auch das keine Verbesserung ihrer Performance, wie man später feststellen konnte. Nach der Rückkehr wird am Abend in Pärnu in einem Fischrestaurant wieder mal richtig estnisch geschlemmt und auch das typische Saku-Ölu (Bier) wird hell oder dunkel verkostet.
Am vierten Tag wird Pärnu besichtigt. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und man kann sich wunderbar am Strand oder bei einem Spaziergang erholen. Die Temperaturen steigen und durch den Wind bemerken einige die doch starke Sonneneinstrahlung nicht und holen sich eine rote Nase oder einen roten Rücken. Am frühen Abend besucht die Gruppe die Vernissage von Anu Paflitschek, die ihre Werke hier in Estland der Bevölkerung vorstellt. Später gehen einige in die Disco „Mirage“ um sich so von den „Strapazen“ zu erholen. Bei den günstigen Preisen kann man hier für wenig Geld einen tollen Abend erleben.
Die Universitätsstadt Tartu im Südosten des Landes ist das Ziel des nächsten Tages. Die Stadtrundfahrt wird geprägt vom heutigen Streik der Studenten. Überall finden Kundgebungen und Veranstaltungen statt. Es sind sehr viele Menschen unterwegs und wir sind froh, in einem Restaurant für die ganze Gruppe für das Abendessen vorbestellt zu haben.
Um 10.00 Uhr des nächsten Tages verlassen wir unser Hotel und damit Tartu in Richtung Westen. Wir pausieren unterwegs am „Vörtsjärv“-See, an dem wir eine Stunde Aufenthalt haben. Es ist sehr schön und ruhig hier, das Wetter optimal warm, aber das Wasser eiskalt.
Wir erreichen nach etlichen Kilometern holpriger Schotterstraßen unser Hotel an der Westküste Estlands. Es liegt direkt am Meer. Nachdem die Zimmer bezogen sind, wagen sich einige ins Wasser und stellen fest: Es ist lauwarm. Man kann hundert Meter ins Meer laufen und immer noch stehen. Die Kinder spielen im seichten Wasser und einige wagen sich auch weiter raus.
Hier im Norden sind die Nächte kurz: der Sonnenuntergang findet erst nach 22.00 Uhr statt. Kein Wölkchen trübt das faszinierende Bild.
Der nächste Tag führt uns wieder zurück nach Pärnu. Die Kirche ist toll. Eine riesige Halle mit einer wahnsinnigen Akustik. Die Harmonikafreunde stehen kurz vor dem ersten Kirchenkonzert. Anu Paflitschek führt in estnischer Sprache durchs Programm: Es werden konzertante Werke präsentiert, wie z. B. „Aria“ oder „Präludium und Fuge“, aber auch modernere Stücke, wie „I Will Follow Him“ oder „Eloise“. Am Ende des Konzerts wird mit viel Beifall vom Publikum eine Zugabe gefordert.
Der Vormittag des achten Tages steht zur freien Verfügung, die meisten genießen den herrlichen Sandstrand.
An diesem Nachmittag findet ein weiteres Konzert der Harmonikafreunde im Kursaal statt. Auch dort springt der Funke aufs Publikum über und nach dem „Saaremaa-Walzer“, einem sehr bekannten estnischen Volkslied, sind die Menschen ebenfalls begeistert.
Nach dem Abendessen wird der Grand Prix im TV verfolgt. Nach dem nicht so berauschenden Abschneiden unserer Interpretin wird diskutiert, nächstes Mal doch mit einem eigenen HFP-Beitrag mitzumachen.
Am nächsten Tag ist das Wetter nicht mehr ganz so sonnig, und die Harmonikafreunde machen sich auf nach Saaramaa, einer Insel vor der Nordwestküste Estlands. Heute Abend findet in Kuresaare das nächste Konzert in den Räumen der alten Bischofsburg statt. Auch hier sind die Zuhörer begeistert und in Gesprächen stellt sich heraus: Viele haben diese Art von Akkordeon-Musik noch nie gehört. Moderne Stücke wie „Sister Act“ oder „Frank Sinatra in Concert“ werden hier von Akkordeonclubs nicht aufgeführt.
An diesem Abend findet das letzte gemeinsame Abendessen statt, der 1. Vorsitzende Oliver Knapp bedankt sich bei Anu und Robert Paflitschek für die perfekte Planung und Durchführung der Konzertreise mit der festen Absicht, dass in Zukunft erneut eine solche Reise von den Harmonikafreunden durchgeführt werden wird.
Schon um 7.00 Uhr des nächsten Tages verlassen die Harmonikafreunde das Hotel und machen sich mit dem Bus auf den Weg in Richtung Tallin. Dort werden die Instrumente verpackt und als Fracht aufgegeben. Wir starten pünktlich mit einer Boeing um 18.10 Uhr in Richtung Kopenhagen und von dort aus wieder mit der SAS nach Stuttgart. Wir landen sogar etwas früher als angekündigt um 21.20 Uhr.
Was kann es Schöneres für ein Orchester geben, in einem fremden Land die eigene Kultur der Musik zu präsentieren? Die Erfahrung, andere Menschen mit den Musikstücken glücklich zu machen oder zu begeistern ist wohl ein Ziel eines jedes Musikers. Die Estland-Reise der Harmonikafreunde Plochingen wird allen in bester Erinnerung bleiben – bis es wieder heißt: Die Harmonikafreunde Plochingen gehen auf Konzertreise!
Ganz besonderer Dank gilt unseren estnischen Betreuern: Frau Alli Pork und Herrn Alar Raudoja vom Kulturamt der Stadt Pärnu, außerdem Frau Viivika Orula vom Reisebüro Reiser in Pärnu und last but not least Herrn Enno Sepp vom Akordeonensemble Pärnu.